Die Industrie, ihre Geschichte und Kultur war das Thema der Landesausstellung 1989, die in der „Alten Tuchfabrik“ in Pottenstein gezeigt wurde. „Magie der Industrie“ präsentierte die Arbeitswelt in all ihren Facetten. Der Titel sollte die Faszination und die Gefahren signalisieren, die von der Industrie ausgehen, „das alte Streben nach Überwindung der von der Natur vorgegebenen Schranken wie das gefährliche Umgehen mit ihren Kräften, den Aufschwung der Lebenshaltung, den der Fortschritt der Technik beschert hat, aber auch die Ungewißheit der weiteren Entwicklung, die damit verbunden ist“, so Roman Sandgruber, der wissenschaftliche Ausstellungsleiter.

Die Industrielle Revolution zählt zweifellos zu den zentralen Ereignissen in den letzten 300 Jahren. Seit dem 18. Jahrhundert sind von Europa ausgehend Wirtschaftswachstum, Produktivitätssteigerung und technischer Fortschritt zu den Hauptzielen der Wirtschaftspolitik geworden und haben das öffentliche und private Leben stark verändert. „Diese Entwicklung ist nicht auszulöschen. Ein Leben ohne die damit geschaffenen Möglichkeiten wäre so gut wie nicht mehr vorstellbar“ (Sandgruber).

Diese Schau war aber auch eine Zäsur in der bisherigen Reihe der Landesausstellungen, denn erstmals wurde ein wirtschaftliches Thema aus der jüngeren Geschichte Niederösterreichs behandelt. „Tatsächlich hat der Beginn des industriellen Zeitalters gerade auch in Niederösterreich eine Entwicklung eingeleitet, die in ihren Folgewirkungen nicht annähernd abzusehen war. Niederösterreich, das Kern- und Stammland der habsburgischen Monarchie, war auch eine besondere Keimzelle der Industrialisierung dieses Großreiches, wovon heute noch viele Spuren und Entwicklungen, insbesondere auch der seit Jahren erforderliche Umstrukturierungsprozeß, zeugen“, formulierte Landeshauptmann Siegfried Ludwig seine Gedanken über die Folgen der Industrialisierung.

Auf dem Bild ist ein Teil des Schienenkartells zu sehen, dem sich auch das Stahlwerk Ternitz anschloss.

Die Industrie schuf Einkommen, Arbeitsmöglichkeiten, Konsumchancen, neue Güter, Mobilität und Freizeit und signalisiert die Faszination weiteren technischen Fortschritts, der Automation, des Einsatzes von Robotern. Sie eröffnete auch neue Möglichkeiten künstlerischen und gestalterischen Ausdrucks, der Reproduzierbarkeit der Kunst in Film und Fernsehen. Die Industrie brachte andererseits aber auch Monotonie und Entfremdung der Arbeit in großen Fabrikshallen, rauchende Schlote, verschmutzte Gewässer und sich auftürmende Müllberge.

Die Landesausstellung wurde in der alten Kammgarnfabrik gezeigt, die um 1880 gebaut wurde. Die Fabrik stellte Anfang der 1980er Jahre ihren Betrieb ein, zurück blieb eine Ruine. Das Gebäude wurde renoviert und konnte somit als Industriedenkmal erhalten bleiben, auf Initiative des Landes Niederösterreich wurde sie für die Nutzung als Straßenmeisterei adaptiert.

In zwei großen Hallen wurden auf 3.000 m² Ausstellungsfläche Informationen zur Industriegeschichte und Industriekultur vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart geboten. Damit sollten – so die Überlegungen der Ausstellungsgestalter – nicht nur Schicksale und Leistungen früherer Generationen vor dem Vergessen bewahrt werden, sondern vor allem auch zur Reflexion über den Stand und die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Industriegesellschaft angeregt werden.

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