Die Zeit der frühen Habsburger

Niederösterreichische Landesausstellung 1979

Wiener Neustadt, St. Peter an der Sperr
Wiener Neustadt, Dom

12. Mai bis 28. Oktober 1979

116.316 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Floridus Röhrig

Ausstellungsgestaltung:
Irmgard Grillmayer
Ferdinand Zörrer
Werner Nedoschill

Diese Landesausstellung hatte zwei Schwerpunkte. Der Anlass war das 700-Jahr-Jubiläum der Weihe des Domes von Wr. Neustadt, der ehemaligen Stadtpfarrkirche. Daher zeigte sie in der einen Ausstellungshälfte die Geschichte des Domes, den Dom selbst und seine Kunstschätze.

Der zweite Teil der Ausstellung stellte dieses Ereignis in den größeren historischen Zusammenhang. Das Weihejahr des Domes fiel mit dem Herrschaftsantritt der Habsburger zusammen. Daher wurde die erste Epoche dieses neuen Zeitabschnittes bis zu jenem Ereignis dargestellt, das damals auch ein Jubiläum feierte: die Teilung der österreichischen Länder durch den Vertrag von Neuberg 1379. Diese 100 Jahre, in welchen sich die Herrschaft der Habsburger in Österreich festigte, wurden 1979 in der ehemaligen Kirche St. Peter an der Sperr präsentiert.

Warum sind diese 100 Jahre so wichtig? „Sie sind der Zeitraum, in dem die Habsburger zu Österreichern wurden“, erklärte der Augustiner-Chorherr Floridus Röhrig aus dem Stift Klosterneuburg.

Die neuen Herzöge kamen als Fremde ins Land, trotz der eifrigen Propaganda der Bettelorden und trotz der großen Popularität König Rudolfs I. machten sie sich zunächst nicht viele Freunde. Ihre Sparsamkeit und ihr alemannisch nüchternes Wesen waren den Österreichern zuwider. Man spürte, dass sie die ehemaligen Babenberger-Herzogtümer nur als Finanzquellen für ihre mehr dem Westen zugewandte Politik ansahen. Die Klugheit Albrechts I. wusste zwar alle Widerstände zu überwinden, aber seine Interessen lagen auf einer viel höheren Ebene – seine zielbewusste Reichspolitik wurde den übrigen Reichsfürsten unheimlich, 1308 wurde er ermordet.

Auf diesem Bild ist ein Klappaltärchen zu sehen. Es stammt vermutlich aus Paris oder Nordfrankreich und wird in das zweite Viertel des 14. Jahrhunderts datiert.

Ein überraschendes Phänomen sei nicht zu übersehen, meinte Ausstellungsleiter Floridus Röhrig: „Der behandelte Zeitraum war eine harte Notzeit. Selten hatten die Menschen in Europa so viel zu leiden wie in diesen Jahrzehnten. Trotzdem schufen sie Kunstwerke von auserlesener Schönheit. Trotz aller materiellen Not verwendet man die kostbarsten Materialien für den kirchlichen Dienst – nicht um kirchliche Macht oder Reichtum zu demonstrieren, sondern um den Menschen den wirksamsten Trost zu spenden: eine Ahnung von der Ewigkeit. Vielleicht vermag das unsere Ausstellung auch heute.“

Im 13. Jahrhundert begann die Kirche, die in Gründung befindlichen Städte wie etwa Wr. Neustadt zu entdecken, schrieb Weihbischof Florian Kuntner: „Wir brauchen eine Kirche für uns, meinten die Bürger der neuen Stadt auch selbstverständlich, als sie ihre Stadtgründer, Babenberger wie Habsburger, um die Ausstattung ihrer neuen Heimat mit den notwendigsten Einrichtungen baten. Sie meinten eine Kirche als Ort der Versammlung, der Begegnung mit Gott und den Menschen, des Feierns, des Bezugspunktes für die Lebenswenden wie Geburt, Heirat und Tod. Mir kommt vor, daß die Menschen mit diesem Kirchenbegriff auch heute noch übereinstimmen. Auch heute ist diese Kirche gefragt. Vor allem dort, wo diese Kirchen die Sorgen der Menschen teilt, für ihre Rechte eintritt, Armut lindert und lebt.“

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