Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.

Niederösterreichische Landesausstellung 1980

Stift Melk

29. März bis 2. November 1980

663.074 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Karl Gutkas

Ausstellungsgestaltung:
Irmgard Grillmayer
Ferdinand Zörrer
Werner Nedoschill

Stift Melk, eines der markantesten Wahrzeichen Niederösterreichs, war 1980 Schauplatz der Landesausstellung und bestätigte sich wiederum als ein Kunst- und Kulturzentrum des Bundeslandes ersten Ranges. 20 Jahre davor hatte in dem Benediktinerstift die erste Niederösterreichische Landesausstellung über Jakob Prandtauer stattgefunden.

Thema der Schau war das 200-Jahr-Jubiläum des Beginns der Regentschaft Josephs II. Er und seine Mutter Maria Theresia standen mit dem Stift Melk in enger Verbindung, sie waren wiederholt Gäste und zählten auch zu dessen besonderen Liebhabern.

Burkhard Ellegast, der Abt des Stiftes, formulierte jenen Gedanken zu einer Frage, die sich wohl viele Besucher auch gestellt haben: „Eine Ausstellung des Klosterstürmers in einem Kloster?“ Doch der fromme Joseph II. wollte der Kirche nicht schaden, meinte der Abt, denn er gab ihr eine längst nötige Organisation.

Diese Ausstellung zeigte Joseph II. in einem neuen Licht. Der Monarch war relativ wenig von philosophischen Ideen beeinflusst, er war in erster Linie Staatspragmatiker und machte, was dem Staat nützte: „Der Staat sollte aber nicht nur nehmen, seine Bürger zu bestimmten Verhalten zwingen, er wollte auch geben, vor allem die materielle Existenz eines jeden Menschen, der innerhalb seiner Grenzen lebte, gewährleisten“ (Ausstellungsleiter Karl Gutkas). Der josephinische Staat sei nicht nur ein absoluter, sondern auch der erste sozialbetonte Staat in Österreich gewesen.

Dieser kolorierte Kupferstich von dem Wiener Grafiker und Verleger Hieronymus Löschenkohl (1753-1807) zeigt die Ankunft Josephs II. im Elysium.

Das bedeutete, dass der Staat soziale Aufgaben übernehmen sollte, dass er sich um die Hebung der Bildung kümmern musste und dass u.a. auch die Menschenwürde mehr geachtet wurde (z. B. durch die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Abschaffung von Tortur und Todesstrafe).

Zur Durchführung dieser Ideen war der Umbau des Staates notwendig. „Alles was in der vorausgehenden Periode der Gegenreformation und des Barocks hypertrophiert worden war, sollte nun auf das Notwendige und Nützliche zurückgeschraubt werden“ (Gutkas).

Diese Epoche ist für Österreichs Zukunft sehr wichtig geworden, sie hat in vielen Bereichen des täglichen Lebens bis zum heutigen Tag ihre Auswirkungen hinterlassen. Dies alles wurde in der Landesausstellung gezeigt, die sich in vier Teile gliederte: Josephs Kindheit und Jugend und sein Wirken als Mitregent; der josephinische Staat (u.a. mit den Bereichen Schule, Gesundheitswesen, Verwaltung); das kulturelle Schaffen der Zeit sowie als vierter Teil die Darstellung des Stifts Melk.

Zum ersten Mal wurde in einer Ausstellung versucht, im großen Rahmen Lebenswerk und Bild des Kaisers einer großen Öffentlichkeit museal zu präsentieren, ein „weiterer Schritt auf dem Weg, dem österreichischen Volk neuen Zugang zu seiner Geschichte zu verschaffen“ (Gutkas). Das Publikumsinteresse war enorm: 663.074 Besucher sahen „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.“, eine Schau, in der der Lebenslauf und das Wirken jenes Herrschers vorgestellt wurde, der für die Entwicklung Österreichs im ausgehenden 18. Jahrhundert von größter Bedeutung war.

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