Kunst der Ostkirche

Niederösterreichische Landesausstellung 1977

Stift Herzogenburg

7. Mai bis 30. Oktober 1977

105.036 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Leitung:
Gerhart Egger

Ausstellungsgestaltung:
Irmgard Grillmayer

„Das Wesen ostkirchlicher Kunst in seiner Gesamtheit durch künstlerische Objekte erfassen zu wollen ist ein Unternehmen, das kaum gelingen kann“, gestand Gerhart Egger, Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst in Wien und wissenschaftlicher Leiter der Landesausstellung, gleich am Beginn seines Vorworts im Katalog. Denn es gehe darum, nicht nur die verschiedenen Typen von Ikonen und Kultgegenständen zu zeigen, sondern es sollten auch die verschiedenen Kirchen und geistigen Strömungen zu Wort kommen.

Zentrum der Entwicklung im Osten war Byzanz, das Nova Roma am Bosporus, das bis 1453 existierte. Auch für die Christianisierung der an das byzantinische Reich anschließenden slawischen Reiche war Byzanz richtunggebend gewesen. Daraus ergibt sich, dass der Kern der künstlerischen Entwicklung der Ostkirche im griechischen Bereich gelegen war. Dies mit seinen Vorstufen und in seiner Nachfolge darzustellen sollte Sinn und Aufgabe der Ausstellung sein.

In der Ausstellung sollte gezeigt werden, dass trotz theologischer und kirchenrechtlicher Verschiedenheiten und Streitigkeiten im christlichen Osten ein weitgehend einheitliches System der Bildauffassung und Bilddarstellung besteht, das „aufbauend auf theologische Überlegungen ein Traditionsbewußtsein aufweist, das im römischen Westen unbekannt ist“, erläuterte Ausstellungsleiter Egger.

Links ist ein Blatt von Symeon Metaphrastes zu sehen auf dem byzantinische Heilige des Monats Oktober gewürdigt werden. Rechts sieht man eines von fünf Vollbilder aus einem Codex, der die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die katholischen Briefe und die Paulusbriefe enthält.

„Die Ikone ist ihrem Ursprung nach nicht als Kunstwerk definiert“, schrieb die Kunsthistorikerin Hilde Zaloscer in der Ausgabe der „Kulturberichte“ vom September 1977. „Sie dient auch weder der Belehrung noch ist sie Illustration eines heiligen Geschehens, schon gar nicht aber will sie einen ästhetischen Genuß vermitteln. Sie ist vielmehr ein Kultgegenstand, ein außerkünstlerisches Phänomen, auch wenn sie rein äußerlich vom Beschauer als Kunstwerk erlebt werden kann“, erklärte Zaloscer, die 25 Jahre lang an der Universität in Alexandria tätig war.

In der östlichen Kirche und für die östliche Theologie ist die Ikone Träger des Göttlichen, Symbol für das tiefste Mysterium der Inkarnation. „Das östliche Christentum kennt nicht nur die Offenbarung durch das Wort, sondern auch durch das Bild“, meinte Zaloscer. Im Osten sei die Ikone ein heiliges Gerät, auch das Malen einer Ikone sei ein liturgischer, gottesdienstähnlicher Akt, der sich unter Beten und Fasten vollzog.

30 Leihgeber aus zehn europäischen Ländern haben etwa 250 Exponate für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt. „Wertvolle Handschriften, gottesdienstähnliche Kultgegenstände, kostbare Priestergewänder und vor allem Ikonen sollen dem Besucher in möglichst umfassender Weise die Welt ostkirchlicher Kunst und Kultur erschließen“, so Clemens G. Moritz, Propst des Stiftes.

Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg habe sich für diese Landesausstellung auch deshalb als „vorzüglicher Rahmen“ (Landeshauptmann Andreas Maurer) angeboten, weil es durch verschiedene ökumenische Kontakte mit orthodoxen Glaubensgemeinschaften verbunden ist.

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