Feuer & Erde

Niederösterreichische Landesausstellung 2007

Waidhofen an der Ybbs, Rothschildschloss
St. Peter in der Au, Renaissanceschloss

28. April bis 4. November 2007

401.783 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Karl Holubar
Wolfgang Christian Huber
Roman Sandgruber

Ausstellungsarchitektur:
Gruppe Gut: Alfonso Demetz, Uli Prugger,
Marco Handsur

„Wer die Erde liebt, sollte die Augen aufmachen und hierher kommen“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Eröffnung der Landesausstellung. Die Gemeinde St. Peter in der Au als „ländlicher Raum“ und die Stadt Waidhofen an der Ybbs mit ihrer modernen Urbanität bildeten ein Spannungsfeld, das einen idealen Rahmen für einen Blick in die Geschichte gab. Mehr als 850 Exponate wurden in den renovierten Räumlichkeiten im Waidhofner Rothschildschloss und im Schloss St. Peter gezeigt.

Die Elemente Feuer und Erde sind nicht nur von grundlegender Bedeutung für die Zivilisation, sondern faszinieren vor allem durch ihre vielfältigen Erscheinungen und durch ihre beeindruckende Kraft. All das sollte nach Vorstellung der drei Kuratoren Karl Holubar, Wolfgang Christian Huber und Roman Sandgruber anschaulich, eindrucksvoll und durchaus den Betrachter nachdenklich machend dargestellt werden. 

In Waidhofen an der Ybbs, dem Hauptort der Niederösterreichischen Eisenstraße, hat die Verarbeitung von Eisen eine lange Tradition. Mehrere Jahrhunderte lang wurde das Eisen vom Erzberg in den örtlichen Schmiedeöfen verarbeitet, dadurch hat das Feuer das Leben und die Entwicklung der Stadt und ihrer Menschen geprägt. Passend zur Thematik der Moststraße wurde in St. Peter das Thema „Erde“ aus vielen Blickwinkeln betrachtet. Der Bogen spannte sich dabei vom Reichtum und Leben in der Erde über die ertragreiche Ernte bis zum Hunger. Kurator Roman Sandgruber warnte: „Die Erde ist der Lebensraum der Menschen. Sie gehört ihm nicht allein. Aber der Spruch der Bibel ist in Erfüllung gegangen. Der Mensch beherrscht die Erde, hat sie sich untertan gemacht. Doch er läuft zunehmend Gefahr, sich diesen seinen Lebensraum zu zerstören.“

Ein umfassendes Rahmenprogramm begleitete die Schau. So brachten beispielsweise mehr als 70 regionale Wirte feurige und erdige Elemente auf die Speisekarte, und Interessierte hatten die Möglichkeit, die Vorgänge in einer Rauchküche, einer Schmiede oder in einer Schnapsbrennerei zu verfolgen. „Neben dem inhaltlichen Aspekt der Landesausstellung verfolgen wir immer auch eine ganz gezielte regionalpolitische Philosophie, um in der gesamten Region nachhaltige Impulse auszulösen“, schrieb Landeshauptmann Erwin Pröll in seinem Katalogvorwort. 20 Millionen Euro wurden nach Angaben des Landeshauptmannes für die Infrastruktur in den zwei Standortgemeinden aufgewendet, sechs Millionen umfasste das Budget für die Ausstellungsteile in Waidhofen an der Ybbs und St. Peter, 14 Millionen Euro flossen in das Begleitprogramm.

Die Landesausstellung sorgte für nachhaltige Impulse in der Region. Die Wertschöpfung wurde mit 33 Millionen Euro beziffert. Die Region Mostviertel verzeichnete nicht nur einen starken Besucherzuwachs, einen Anstieg der Absätze in der Gastronomie und eine Umsatzerhöhung in zahlreichen weiteren Branchen, sondern auch eine beachtliche Steigerung der Nächtigungszahlen. 

Das Rothschildschloss in Waidhofen wurde nach den Plänen von Hans Hollein adaptiert, besonders bemerkenswert sind der „Kristallsaal“ und der Glaskubus auf dem Bergfried. Nach der Landesausstellung wurde im Schloss das „5-Elemente-Museum“ eröffnet, außerdem ist es nun ein Veranstaltungszentrum, in dem Seminare ebenso wie Hochzeiten stattfinden. Im Schloss St. Peter sind u. a. das Gemeinde- und Standesamt untergebracht.

© Technisches Museum Wien, © Käthe Kollwitz Museum Köln

Linkes Bild: Bis in 19. Jahrhundert waren Feuersteine, Feuerstahle und Zunder die üblichsten Feuerzeuge. Große Fortschritte gelangen im 19. Jahrhundert: 1823 entdeckte Johann Wolfgang Döbereiner (1780–1849) an der Universität Jena, dass Wasserstoff mit Sauerstoff vermischt an Platinschwamm (poröses Platin mit großer Oberfläche) entzündet werden konnte. Das Döbereiner-Feuerzeug, hier aus 1837, wurde ein Verkaufsschlager.

Rechtes Bild: Käthe Kollwitz (1867–1945) schuf 1922 diesen Holzschnitt mit dem Titel „Hunger“ für ein Flugblatt zur großen Hungersnot in Russland (1921/22), auf dem es heißt: „Aus den Eingeweiden der Erde klingt ein Schrei, der alles Menschenelend und allen Schmerz der Zeiten in einem einzigen Wort zusammenballt: Hunger!“ Schätzungen zufolge hungerten fast 30 Millionen Menschen, von denen fünf Millionen an Unterernährung verstarben.

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