Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs

Niederösterreichische Landesausstellung 1988

Stift Seitenstetten

7. Mai bis 30. Oktober 1988

247.781 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Karl Brunner

Ausstellungsgestaltung:
Werner Nedoschill

Grafik:
Irmgard Grillmayer

„Das Stift Seitenstetten ist das Juwel des Mostviertels. Seine Kunstwerke und seine Geistigkeit sind kein Selbstzweck. Neben der geistlichen Vermittlung zum Schöpfer, die auch an dem von den Mönchen betreuten Wallfahrtsort am Sonntagberg deutlich wird, hat es immer schon in Wirtschaft, Kultur und Kunst für die Region eine überragende Rolle gespielt“, erläuterte Ausstellungsleiter Karl Brunner sein Konzept.

Diese Landesausstellung ging von drei Prinzipien aus:

Erstens: Viele Ausstellungen fanden in Klöstern statt, wenig erfuhr man dabei jedoch über Klöster. In Seitenstetten suchte ein offener Konvent den Kontakt mit den Gästen, das Bauwerk ließ seine Funktionen klar erkennen, und die Kunst unterstrich sie durch die Ausstattung der Räume.

Zweitens: Im Stift sammelten sich im Laufe der Jahrhunderte wertvolle Kunstwerke an. Vorbildhaft restauriert, wurden sie den Besuchern präsentiert, gleichzeitig aber auch hinsichtlich Funktion und Aussage erklärt.

Drittens: Die Aufgabe und Wirkung des Klosters trägt nach außen. Seit dem Mittelalter betreuen die Benediktiner aus Seitenstetten zahlreiche Pfarren. Als Auftraggeber und Käufer ist das Stift ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, die Wallfahrt zum Sonntagberg schlägt auch eine Brücke zur Volksreligiosität.

Dieses Stillleben, das sich im Besitz des Stiftes Seitenstetten befindet, malte Franz Werner Tamm (1658-1724) im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Die Stilleben Tamms faszinieren seit jeher durch die Pracht der wirkungsvoll beleuchteten und in temperamentvoller, italienisch beeinflusster Maltechnik zur Schau gestellten Motive.

Das oft auch als „Vierkanter Gottes“ bezeichnete Stift Seitenstetten wurde in den Jahren vor der Ausstellung um mehr als 30 Millionen Schilling (circa 2,18 Millionen Euro) restauriert. In der Landesausstellung war das 1112 gegründete Kloster nicht nur Schauplatz, sondern auch selbst Thema: seine Wirksamkeit als geistliches und kulturelles Zentrum an der „Wiege Österreichs“, wo 996 im nahen Neuhofen an der Ybbs zum ersten Mal der Name „Ostarrichi“ auftauchte, die innere Kontinuität eines Klosters im Wandel der Zeit und die berühmten Kunstsammlungen.

In der Ausstellung waren u.a. Gemälde Paul Trogers und des Kremser Schmidt zu sehen sowie kostbare Kelche, Monstranzen, geistliche Gewänder und seltene Musikinstrumente aus den Beständen des Stifts.

Die Landesausstellung sollte die interessierten Besucher auch ein wenig ins Staunen versetzen: „Wer wußte schon, daß man im Kloster Seitenstetten regelmäßig Schubertiaden abhielt? Wer wußte schon, daß die Dreifaltigkeitssäule am Wiener Graben auf die Dreifaltigkeits-Bruderschaft vom Sonntagberg zurückgeht?“. Kurator Karl Brunner war überzeugt, dass auch eine groß angelegte Landesausstellung die Schätze des Stifts Seitenstetten nicht ausschöpft.

Für Abt Berthold Heigl stand diese Landesausstellung unter dem Motto „Kommt und seht!“: „Aus Sehen und Hören, aus Kommen und Folgen, aus Einladung und Begegnung wächst Glaube, entsteht Gemeinschaft, wird Kirche.“

Im ebenfalls renovierten „Meierhof“, dem Wirtschaftsgebäude des Stifts, wurde in der Regionalausstellung „Der Most und sein Viertel“ ein Überblick über die Wirtschaft dieser Region, die Menschen und die Herstellung des traditionellen Getränks gegeben.

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