Die Eroberung der Landschaft - Semmering, Rax, Schneeberg

Niederösterreichische Landesausstellung 1992

Schloss Gloggnitz

6. Mai bis 26. Oktober 1992

180.172 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Wolfgang Kos

Ausstellungsgestaltung:
Luigi Blau

Grafik:
Atelier A. & H. Haller

Die Eroberung der Landschaft durch den Bau der Eisenbahn in der Region Semmering–Rax–Schneeberg, die Schaffung einer Kulturlandschaft und das Verhältnis von Technik und Natur standen im Mittelpunkt dieser Landesausstellung. Die Schau wurde im Schloss Gloggnitz präsentiert, dessen Renovierung in den 1980er Jahren begonnen wurde (Kosten etwa 50 Millionen Schilling, umgerechnet etwa 3,63 Millionen Euro) und das damit erstmals einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Ein vertrautes, prominentes und spektakuläres Landschaftsensemble, ein altösterreichischer „Zauberberg“, diente als Modell und Versuchsanordnung, um die Geschichte der Landschaftswahrnehmung vom Mittelalter bis in die Zeit des beginnenden Massentourismus zu dokumentieren. Diese kulturhistorische Ausstellung zeigte, wie Fremde in Gebirgsbildern immer wieder die Freiheit suchten und wie der Tourismus immer wieder neue Blicke zähmte und konsumierbar machte – denn auch Landschaftsblicke, ob sie vom Gipfel, vom Eisenbahnfenster oder vom idyllischen Bankerl aus geworfen werden, unterliegen der Mode.

Der Reiztitel „Eroberung der Landschaft“ sei bewusst ambivalent gehalten, erklärte Ausstellungskurator Wolfgang Kos, er lasse „an die Entdeckung neuer Bilder (und neuer Wegtechniken wie Eisenbahn oder Seilbahn) ebenso denken wie an die irreversiblen Folgen der nur anfangs unschuldigen Schaulust und Natursehnsucht“.

Hier ist ein Ausschnitt einer von Georg Matthäus Vischer (1628-1696) erstellten Kartensammlung über Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark zu sehen. Auf dem hier abgebildeten Blatt 14 aus dem Jahr 1697 stellte er sich bei seiner kartographischen Arbeit am Messtisch mit Bussole im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet dar.

Semmering, Rax und Schneeberg waren Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Hermann Bahr schrieb über den Semmering, er sei „eine Vorstadt der City, ein ungeheures Cottage, für jeden Bedarf versorgt, mit direkten Zügen in einer Stunde von der Stadt zu erreichen, auch nachts, nach dem Theater noch.“ Bereits um 1900 war das Wegenetz auf dem Hochplateau der Rax so dicht, dass eine besonders stark begangene Weggabelung in der Nähe des Otto-Hauses „Praterstern“ genannt wurde, also nach einem innerstädtischen Wiener Verkehrsknoten. „Auch der Begriff ‚Wiener Hausberge‘ bezeugt eine erfolgreiche Domestizierung der Wildnis: Gebirgsgegenden, die jahrhundertelang schrecklich und unzugänglich erschienen, wurden gezähmt wie Haustiere“ (Wolfgang Kos). 

Unter den bei der Landesausstellung gezeigten Exponaten waren unter anderem das aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende älteste Geschäftsbuch Österreichs, in dem das Wiener Neustädter Handelshaus Fink den Transport der Waren aus Venedig über die Semmeringstraße verzeichnet hatte, weiters ein sieben Meter langes Modell des ersten Personenzuges auf der Südbahn sowie ein drei Meter großes Relief der Semmeringbahn, das für die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 hergestellt wurde.

Viele Vertreter der österreichischen Kulturgeschichte sind mit dem Semmering verbunden: der Maler Kolo Moser, der Schauspieler Josef Kainz, die Schriftsteller Arthur Schnitzler und Peter Altenberg. Die Ausstellung erinnerte auch an Bauten, die berühmte Wiener Architekten für die Region planten, und zeigte Alltagszeugnisse wie Gästebücher, Fotoalben und persönliche Souvenirs.

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