Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Niederösterreichische Landesausstellung 2000

Stift Melk

15. April bis 15. November 2000

551.447 Besucherinnen und Besucher

Ausstellungsleitung:
Elisabeth Vavra
Hannes Etzlstorfer

Ausstellungsgestaltung:
Franziska Ullmann
Peter Ebner

Grafik:
Fuhrer visuelle gestaltung

40 Jahre nach der ersten Landesausstellung („Jakob Prandtauer und sein Kunstkreis“) und 20 Jahre nach der bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichsten („Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.“) war das Stift Melk im Jahr 2000 zum dritten Mal Schauplatz einer Landesausstellung.

Diese Ausstellung sei ein Ereignis der Superlative, schrieb Landeshauptmann Erwin Pröll im Katalog: „Nicht nur, weil sie thematisch die Kulturgeschichte des christlichen Abendlandes umspannt, sondern weil eigentlich das renovierte und zum Teil neu adaptierte Stift Veranstaltungsort und Gegenstand der Ausstellung zugleich ist. Exponate aus 205 Museen und Klöstern dokumentieren anschaulich das Thema ‚Die Suche nach dem verlorenen Paradies – Europäische Kultur im Spiegel der Klöster‘ und zeigen, dass die Sehnsucht der Menschen nach dem Paradies ungebrochen ist, auch wenn sich Vorstellungen und Inhalte im Verlauf der Jahrhunderte gewandelt haben und in der Gegenwart die schrankenlose Konsumgesellschaft vielen als das Paradies auf Erden erscheint.“

Ähnliche Gedanken formulierte auch Abt Burkhard Ellegast: „Trotz größter technischer Entwicklungen sind viele Menschen unzufrieden und unglücklich. Sie suchen im Grunde nach einem Sinn in ihrem Leben und bleiben doch so oft unerfüllt. Sie suchen ein Zuhause und finden es doch nicht, weil Bindungen nicht halten, Egoismen im Vordergrund stehen und ein echtes Miteinander sich nicht entfalten kann.“

„Wir kennen die großen theologischen, philosophischen und vor allem auch staatspolitischen Utopien der Weltgeschichte, die immer wieder Sehnsüchte mobilisiert haben. Wir wissen auch Bescheid, wie viele Versuche, das verlorene Paradies auf Erden wiederherzustellen, in Totalitarismus und Unfreiheit gemündet sind – und das bis in unsere jüngste Vergangenheit“, sagte Bundespräsident Thomas Klestil in seiner Eröffnungsrede.

Diese Ausstellung war in drei Teile gegliedert: Der erste Abschnitt war den Bildern vom Paradies gewidmet. Über Jahrhunderte hinweg waren es immer die Künstler, welche die Themen Schöpfungsgeschichte und Sündenfall aus der Sprache der Theologen in die Vorstellungswelt der Gläubigen übersetzten. Prächtig illustrierte mittelalterliche Handschriften, Dantes „Göttliche Komödie“ oder Skulpturen – unter anderem von Rodin – wurden den Besuchern gezeigt.

„Die Suche nach dem Paradies“ wurde im zweiten Teil behandelt, in dem das Leben und die Leistungen der Mönche und Nonnen in den Vordergrund gerückt wurden. Jeder Orden widmet sich einem anderen Aufgabengebiet – von der Mission über den Dienst an den Gläubigen oder Armen bis hin zu Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Gleichsam als Nebenprodukte ihrer eigentlichen Tätigkeit entstanden in Klöstern und für Klöster die prächtigsten Kunstgegenstände. Die bei der Ausstellung gezeigte Palette reichte vom Abtstab, den der heilige Bernhard von Clairvaux als Gründer des Zisterzienserordens getragen hatte, bis zur Fastenkrippe.

Eine Vorstellung vom Paradies auf Erden gewährte – als dritter Teil der Ausstellung – der restaurierte Garten des Stifts Melk. Eigentlich den Patres vorbehalten, wurde er ausnahmsweise für diese Ausstellung den Besuchern zugänglich gemacht. Mit viel Phantasie wurde er in einen „Garten Eden“ verwandelt und bot ein Erlebnis für alle Sinne. Erstmals wurden auch die barocken Kelleranlagen für die Gäste geöffnet.

© Österreichische Nationalbibliothek, Wien, © Wien Museum

Linkes Bild: Die Regel des heiligen Benediktus war die Grundlage für die Lebensform der Kartäuser. Guigo schrieb um 1125 die „Consuetudines“ („Gebräuche“) für die ersten drei unabhängigen Priorate . Die Zahl der Bewohner einer Kartause sollte auf den Prior, zwölf Mönche und sechzehn Laienbrüder beschränkt sein. Das Exponat war eine Leihgabe der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Diese Kartäuserregel mit Stammbaum wurde 1504 verfasst und umfasst 333 Blätter.

Rechtes Bild: Vermutlich ab dem 5. Jahrhundert vor Christus beschäftigte man sich in China mit Astronomie. Die Bewegung der Gestirne wurde anfangs als Umdrehung um die Sonne aufgefasst. Dieser Globus (Leihgeber: Historisches Museum der Stadt Wien, Höhe 40 cm, Durchmesser 20 cm) dürfte im 18. Jahrhundert in China unter dem Einfluss des Jesuitenpaters Verbiest hergestellt worden sein, der 1673 einen Himmelsglobus auf dem Observatorium in Peking aufgestellt hatte.

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