Diese Landesausstellung war die erste Großausstellung in Österreich, deren Thema die Medizin war. Sie bot einen Überblick von der antiken Medizin zur Klostermedizin, von Seuchen bis hin zur modernen Chirurgie. Zur Kunst des Heilens gehören auch Pillen und Salben, weshalb der Darstellung der Gewinnung und Verarbeitung von Arzneipflanzen im Wandel der Zeit sowie den modernen Methoden der pharmazeutischen Technologie breiter Raum gewidmet war.

Das Ziel dieser Landesausstellung war, dem „an der Medizin Interessierten Tatsachen und Zusammenhänge zu vermitteln, die es ihm möglich machen, im Vergleich mit den Verhältnissen früherer Zeiten die Abhängigkeit der Heilkunde, des ärztlichen Handelns und der Krankenhausmedizin der Gegenwart von politischen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Einflüssen zu erkennen und daraus Folgerungen zu ziehen“, so Ausstellungskurator Manfred Skopec. Die Ausstellung sollte auch zeigen, dass Pflege der Gesundheit und Heilung der Krankheit letztlich die Heilkunst ausmachen.

Der medizinische Laie weiß kaum, welche Entwicklung die Chirurgie im Lauf der Jahrhunderte gemacht hat, bis sie im 19. Jahrhundert „aus dem Bereich des rein Handwerklichen herausgeführt wurde und als nunmehr akademische Wissenschaft jenen Standard erreicht hat, den wir heutzutage alle so selbstverständlich hinnehmen“ (Skopec). Franz Schuh, Sohn des Ybbser Stadtorganisten, machte in Österreich die Chirurgie zur Wissenschaft. Der allem Neuen aufgeschlossene Schuh führte bereits 1847, kurz nach deren Entdeckung, in Wien die erste Äthernarkose aus. Die Allgemeinnarkose mit Äther und Chloroform wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die wichtigste Voraussetzung für größere chirurgische Eingriffe.

Der Bogen der Ausstellung, für die mehr als 250 in- und ausländische Leihgeber Exponate zur Verfügung gestellt hatten, führte vom chirurgischen Besteck der Römerzeit zur medizinischen Versorgung und Krankenpflege durch die Klöster über die Tätigkeit der Dorfchirurgen, Bader und Wundärzte bis zum modernsten Operationssaal für Transplantationen.

Zu sehen waren u.a. anatomische Wachsmodelle, alte Apothekereinrichtungen sowie Darstellungen von Schutzheiligen. In einem Kräutergarten konnte sich der Besucher über die wichtigsten Heilkräuter informieren, wie sie aussehen, wo sie wachsen und wie sie wirken. Auch Kurioses aus der Medizingeschichte wurde geboten: Wer wusste etwa, dass man früher Ameisen benutzte, um Operationswunden zu verschließen?

Der Schauplatz der Landesausstellung, die Kartause Gaming, wurde 1330 durch den Babenbergerherzog Albrecht II. gegründet, die Aufhebung erfolgte 1782. Das Stift Melk verkaufte 1983 die schon nahezu verfallene Kartause an den Architekten Walter Hildebrand. Bis zur Eröffnung der Landesausstellung wurden 70 Millionen Schilling (umgerechnet 5,1 Millionen Euro) in die Renovierung investiert.

© Kunsthistorisches Museum Wien, © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

 

Linkes Bild: Auf dieser römischen Gemme aus der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. sind der griechische Gott Asklepios (lat. Aesculapius) und dessen Tochter Hygieia, Göttin der Gesundheit, dargestellt. Asklepios ist in der griechischen Mythologie der Gott der Heilkunst. Der Äskulapstab in seiner Hand wurde zum Symbol der medizinischen Heilkunde. Der Asklepioskult entwickelte sich in Griechenland im 6. Jahrhundert v. Chr., in Rom wurde dieser Kult im 3. Jahrhundert v. Chr. eingeführt.

Rechtes Bild: Diese „Anatomische Zeichnung des menschlichen Körpers“ entstand zwischen 1569 und 1576 in Persien. Sie gehört zu einer Textsammlung eines persischen Arztes, der auf 460 Blättern in 27 Kapiteln Krankheiten und Therapien beschrieb sowie Rezepte für Arzneien anführte. Die Sammlung wird als „Abriss des Erprobten“ bezeichnet, da sie auch Wissen von älteren persischen Gelehrten beinhaltet. Sie war später vermutlich im Besitz eines europäischen Arztes, darauf weisen zahlreiche lateinische Notizen hin.

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden